David Emling

"It's alright, Ma, it's life and life only." (Bob Dylan)

Autor: David Emling (Seite 6 von 6)

Zwischen den Zeilen

1

Es gibt viele schöne Dinge

für ein Gedicht, die ein Gedicht

nicht mehr brauchen,

weil sie so schön sind.

 

2

Dennoch, ich wollte sie nennen, alle,

bis zur weißen Blüte der Kirsche.

 

3

Aber immer, zwischen den Zeilen,

bleibt etwas übrig. (Kurt Drawert, „Zwischen den Zeilen“)

Mit diesem Gedicht beschreibt Kurt Drawert die Wichtigkeit und Bedeutung des literarischen Schreibens auch und gerade in unserer heutigen Zeit. Und deshalb bleibt nur, ihn auch hier zu zitieren mit folgenden Worten:

„Aber kann eigentlich etwas schwieriger, komplexer und rätselhafter sein, als das Leben selbst, das zu verstehen wir uns bemühen mit den Mitteln der Sprache und der Literatur? Wo sind wir hingekommen, wenn wir keine Instanz mehr suchen, die das Leben dort reflektiert, wo es festgefahren ist und in der Sackgasse steckt. […] Mit dem Schönen können wir sehr gut allein sein, mit dem Unglück nicht.“

Nur noch einmal Kekse

Oh nein…nein nein nein. Ich habe sie vergessen. Mein Gott, ich habe sie wirklich vergessen.

Dinge, die wir vergessen.

Ich fahre die Straße entlang ins beginnende Wochenende. Es ist tatsächlich ein sonniger Tag, warm und doch nicht zu heiß. Keine Aufträge von der Arbeit, die ich die ganze Zeit mit mir herumtrage. Eines jener seltenen Wochenenden, die tatsächlich auch frei sind, keine zusätzlichen Termine, ein kleiner Wochenendtrip mit meiner Frau, einfach mal was anderes sehen. Nach Stau und dem üblichen Stress, dem unnötigen Herumfluchen und ihren Beruhigungsversuchen fahren wir schließlich die letzten zwanzig Kilometer auf der Landstraße zu unserem Ziel. Ich kann im meinem Augenwinkel sehen, wie sie mich mit einem Lächeln anschaut, pure Freude in ihrem von der Sonnenbrille zum Großteil bedeckten Gesicht. Alles scheint zu stimmen. Aber ich kann mich nicht mehr an sie erinnern. Sie ist weg, einfach so. Wie lautete sie nur?

[…]

In:  www.parsimonie.de, Ausgabe 16

Neue Story im „Prinzip der sparsamsten Erklärung“ Ausgabe 16

Meine Kurzgeschichte „Nur noch einmal Kekse“ wurde in der 16. Ausgabe der Müncher Online-Zeitschrift „Das Prinzip der sparsamsten Erklärung“ veröffentlicht.

Hier geht’s zur Internetseite:

www.parsimonie.de

 

Bestand auf ewig?

„Wie wenig fällt ein Haus ins Gewicht, sobald es weg ist. Wie mühelos, fast zärtlich macht die Welt ihre alten Ansprüche geltend und nimmt wieder ihre ursprüngliche Gestalt an. […] Die starke Hand eines ordentlichen Hurrikans hat etwas für sich, sie macht dem Leben unsanft klar, wie relativ alles ist. Wann immer wir ein bisschen anders auf etwas reagieren, als wir eigentlich erwartet hatten, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.“ (Richard Ford, „Frank“)

Die Worte von Frank Bascombe, Richard Fords Altem Ego, im bisher vierten und letzten Buch der Frank Bascombe Reihe. Frank streift durch das von Hurricane Sandy zerstörte Sea Clift und sieht sein ehemaliges Haus vom Fundament gerissen und auf den Ozean gespült. Der Besitzer, ein ehemaliger Freund, bittet ihn um Rat. Und da steht er, außerhalb seines früheren Lebens und doch drinnen, und fragt sich, wie er nur selbst reagieren würde. Wir wissen es nicht, Frank weiß es nicht; was bleibt ist die Haltung, vieles, auch ein Haus, nicht allzu wichtig zu nehmen. Wir sind nur sehr kurz auf dieser Welt; vielleicht sollte man deshalb nicht zu viel Zeit damit verschwenden, Vergangenem nachzutrauern – wenngleich Frank und wir wissen, wie schwer, vielleicht auch unmöglich das ist.

Hustend durch die Straßen

Alle husten. Die ganze Stadt hustet. Kaum fünf Minuten der Weg. Und doch war mir, als ob wir jeden Abend hustend an diesen Plakatwänden und Befehlen und hier an den engen traurigen Mauern vorbei, als ob wir schon unser Leben lang müd und verloren heimgehen. Keine Wörter mehr. Ohne Wörter, was sollst du dir wünschen? Müd heim am Abend. (Peter Kurzeck, Übers Eis)

Der tägliche Kampf, den doch alle irgendwie zu kämpfen haben. Am Ende die Frage, was man sich eigentlich noch wünscht, genauer, sich zu wünschen traut? Ist es nur das – am Abend nach Hause kommen, irgendwie?

 

Fotografie eines Lebens

Alles, was um ihn herum war, erstarrte zu einer Szene, zu einer Fotografie, die ihm ein Fremder auf den Schreibtisch legte und ihn dann fragte: Können Sie mir erklären, warum das Ihre Welt ist? Wilhelm Genazino, „Die Vernichtung der Sorgen“

Das Treffende an diesem Satz: Jeder von uns kann sich genau diese Frage stellen, tut es im Laufe seines Lebens sicher sehr oft; und das Schwere daran ist, eine Antwort zu finden.

 

Daniel

Teil 1

Darkness at the break of noon
Shadows even the silver spoon
The handmade blade, the child’s balloon
Eclipses both the sun and moon
To understand you know too soon
There is no sense in trying

Bob Dylan

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Losziehen

Es war ein sonniger Freitag nach einer verdammt langen und verdammt verregneten Woche. Ich hatte mich schon die ganze Zeit auf den Frisörtermin gefreut. Am Ende der Woche, wenigstens eine Stunde, in der man nichts tut. In der man das Wetter genießen, das Wochenende einläuten kann. Nur für einen kurzen Moment – eine winzige, unscheinbare, kaum existierende Oase voll sattem Grün in der sengenden Hitze der Wüste, eine felsige, unverwüstliche Insel inmitten des stahlblauen Meeres, der Wegweiser auf einem unendlich langen und staubigen Weg, der Tag, Woche, Monat, Leben heißt.

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Wasted

„To not to have entirely wasted one’s life seems to be a worthy accomplishment, if only for myself.“ (Charles Bukowski)

Ist in diesem Satz nicht schon alles gesagt, was uns im Leben wirklich angeht? Wie schwer es sein kann, sich täglich zu seinen Pflichten aufzuraffen – und wie schnell man darüber den Blick zu verliert, was vielleicht wirklich wichtig sein kann.

Zweiter Preis in Stockstadt

Am 11./12. März 2017 fand die diesjährige Buchmesse im Ried  in Stockstadt am Rhein statt. Hier erhielt ich mit dem ersten Teil meiner Erzählung „Daniel“ den 2. Preis.  Den Siegerband mit allen Texten gibt es direkt beim Bornhofen Verlag unter http://www.buchhandlung-bornhofen.de/unser-verlagsshop.html

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