Als es dunkel wurde, ging sie nach Hause. Niemand wartete dort auf sie. Die Luft war immer noch wie am Mittag, als wäre die Dämmerung in der Stadt nur eine Fehlleistung der Augen. Straßenlaternen: Lichtkneipen für Insekten. Schaufensterpuppen: Cartoonfiguren in den Kleidern ihrer Zeichner. Und Sterne: Welten, die so klein waren, dass Hunderte von ihnen zwischen ein paar abendliche Baumäste passten. (Clemens J. Setz, „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“)
Mit diesen Worten schließt Clemens J. Setz das erste Kapitel seines tausendseitigen Romans „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ ab, das er mutigerweise „Abschluss“ nennt. Und genau das schafft er: Obwohl der Leser sich auf eine ergreifende Geschichte freuen kann (Klaus Kastberger, Jury-Mitglied des Ingeborg-Bachmann-Preises, sagt nicht zu unrecht, dass man an diesem Roman nicht vorbeikommen kann oder besser dürfte) und wir erst am Anfang sind, ist in diesen ersten Seiten schon vieles, mit wenigen Worten eigentlich alles „abschließend“ über die Protagonistin, ihr Leben und die Stimmung, in der das Folgende sich abspielt, gesagt.